Grundprinzipien

Grundprinzipien

Echter Mehrwert

Kupfer ist ein besonderer Werkstoff, der sich stets in seinen hochreinen Ausgangszustand zurückversetzen lässt. Dies ermöglicht das Schließen des Nutzungskreislaufs durch „Closed Loop Recycling“. Obwohl Kupfer als Recyclingmaterial verfügbar ist, wird für neue Kabel oft günstigeres Primär- oder Minenkupfer verwendet, das einen deutlich schlechteren CO2-Fußabdruck aufweist als lokal gewonnenes Recyclingkupfer. Besonders Kupfer aus alten Stromkabeln bietet Potenzial: Mit der richtigen Aufbereitungstechnik kann hochreines Kupfer-Granulat direkt aus alten Kabeln gewonnen und mit geringem Energieaufwand zu neuen Kabel-Rohlingen verarbeitet werden („Direct Melt“). Das Ziel von greenlabel.ch ist es, das Upcycling von Altkupfer zu fördern, um den Einsatz von Sekundärkupfer in neuen Kabeln zu erhöhen. So ermöglicht greenlabel.ch einen reduzierten CO2-Fußabdruck bei Kupferkabeln und schafft dadurch einen echten Mehrwert, der die höheren Kosten für die Verwendung von Recyclingkupfer rechtfertigt.

 

Im Gegensatz zu Kupfer kann der Kunststoff aus Kabelmänteln derzeit nicht direkt in der Kabelproduktion wiederverwendet werden. Das im Rahmen von greenlabel.ch gewonnene Kunststoffmaterial wird zwar recycelt, jedoch vorerst in andere Anwendungen überführt. Mit der Weiterentwicklung der europäischen Vorschriften zur „End-of-Life“-Behandlung von Produkten ist jedoch mittelfristig zu erwarten, dass auch für Kabelmäntel neue, höherwertige Recyclingwege entstehen.

Klare und einfache Mechanik

Erfolgreiche Recycling-Modelle beziehen den Endkunden aktiv mit ein – bei Stromkabeln sind dies vor allem Netzbetreiber, Infrastrukturbetreiber und Installationsbetriebe. Greenlabel.ch beginnt mit der Sammlung von Altkabeln bei diesen Endkunden in der Schweiz. Danach erfolgt eine effiziente Trennung und Verarbeitung des Kupfers zu hochreinem Elektrolytkupfer (Kupfer-Granulat) durch die Partner von greenlabel.ch. Das gewonnene Elektrolytkupfer ist ein Standardprodukt in der Kupfer-Wertschöpfungskette, mit einem Reinheitsgrad von 99,9 % und einem einheitlichen europäischen Markt.

 

Greenlabel.ch vermeidet den Transport des lokal gewonnenen Kupfers über weite Strecken zu den Schmelzöfen der Partner, um emissionsarme Transportwege beizubehalten. Stattdessen wird ein System von Kupfer-Herkunftsnachweisen genutzt. Für jede Tonne Kupfer, die ein Kunde in das Modell einbringt, wird ein Herkunftsnachweis ausgestellt (abzüglich des branchenüblichen Materialverlusts). Dieser Nachweis kann für jede Tonne Kupfer, die in einem greenlabel.ch-Kabel verwendet wird, eingesetzt werden. Nicht durch Kunden bereitgestellte Mengen werden aus anderen Quellen lokal beschafft, sodass stets ausreichend Sekundär-Elektrolytkupfer in der Kabelproduktion eingesetzt wird.

 

Das Nachvollziehen von Warenflüssen („Chain-of-Custody“) durch Herkunftsnachweise ist bereits Standard bei Grünstrom oder Biogas und wird nun für nachhaltige Flug- und Schiffstreibstoffe sowie für greenlabel.ch eingeführt. Greenlabel.ch orientiert sich dabei an bestehenden Modellen und den Leitlinien der iseal Allianz. Abweichungen ergeben sich hauptsächlich, da die bestehenden Modelle nicht auf die Wertschöpfungsketten im Metallsektor ausgelegt sind. Alle Partner führen Massebilanzen und melden die verarbeiteten Kupfermengen zentral an die greenlabel.ch-Plattform.

Skalierbarkeit

Greenlabel.ch konzentriert sich auf den Schweizer Kabelmarkt und wird von den Kernpartnern Kablan, Thommen, Bayka und Aurubis getragen, die den Recyclingkreislauf für Elektrolytkupfer vollständig abdecken. Die Kosten für den Aufbau des Modells werden maßgeblich von der Kablan AG getragen. Schweizer Energieversorger können sich am Modell beteiligen und ihre Altkabelmengen in greenlabel.ch einbringen.

 

Das Modell ist so ausgelegt, dass bei entsprechender Akzeptanz ein Wachstum problemlos möglich ist – sei es durch die Einbindung weiterer Akteure in der Kupfer-Wertschöpfungskette oder durch die Ausweitung auf andere Länder. Zukünftige Entwicklungen könnten die Aufnahme von Kupferkabeln mit komplexeren Recyclingrouten, weiteren Kupferprodukten oder das Upcycling von Kabelmänteln umfassen.

Transparenz des Modells

Der Materialkreislauf umfasst mehrere Partner in ausgewählten europäischen Ländern und viele Bearbeitungsschritte. Teilnehmende und interessierte Stakeholder sollen wesentliche Materialbewegungen nachvollziehen und den Anspruch auf ein «CO₂-reduziertes Kupferkabel» validieren können. Deshalb wird mit greenlabel.ch eine Plattform betrieben, auf der alle erforderlichen Informationen zusammenfliessen und laufend abgeglichen werden. Geplant ist, dass zukünftig auch Dritte auf geeignete Auswertungen zugreifen können.

Ramp-up-Phase bis 2026

Das für die Herkunftsnachweise genutzte System basiert auf der ISO-Norm 13659. Diese Norm ist zum Startzeitpunkt von Greenlabel (Sommer 2025) noch nicht verabschiedet (Status: «Under Development»).

 

Greenlabel hat einen der ersten Materialkreisläufe, der sich an dieser neuen Norm orientiert. Die Greenlabel-Partner haben es sich zum Ziel gesetzt, im Rahmen einer «Ramp-up-Phase» bis in das Jahr 2026 Erfahrungen mit dem Modell zu sammeln.

 

Hierzu werden regelmässig Evaluationen durch den spezialisierten Dienstleister Colibri Carbon durchgeführt und Möglichkeiten der Weiterentwicklung geprüft.

Evaluation des Modells durch Colibri Carbon Partner

Greenlabel wird in der Ramp-up-Phase laufend durch den Dienstleister Colibri Carbon Partner evaluiert.

 

Ziel der Evaluation ist insbesondere die Konsistenz von physischen und bilanziellen Materialbewegungen sowie der virtuellen Zertifikate.

 

Zu keinem Zeitpunkt soll eine Doppelzählung erfolgen, beispielsweise bei der Erstellung oder Stilllegung von Zertifikaten. Colibri nutzt hierfür die auf der Greenlabel-Plattform erzeugten Dokumente.

 

Zusätzlich werden stichprobenartig die von Partnern bereitgestellten Dokumentationen ausgewertet, etwa zu Materialbewegungen und Prozessen. Bei Bedarf werden ebenfalls einzelne Vorgänge vor Ort, die Qualität der Materialien sowie eingesetzte Verfahren stichprobenartig untersucht.

 

Die Evaluation während der Ramp-up-Phase zielt darauf ab, das Nachweissystem so aufzubauen, dass es gemäss ISO-Norm 13659 zertifizierungsfähig ist.

Sind Sie sich sicher?